Wie hat sich die Pandemie auf Personen ausgewirkt, die in Südtirols Seniorenwohnheimen leben oder arbeiten? Das Institut für Allgemeinmedizin hat die Situation im vergangenen Jahr untersucht, die Ergebnisse wurden nun allen Beteiligten vorgestellt.
Die Corona-Pandemie hat den Alltag für die Bewohner:innen der Südtiroler Seniorenwohnheime grundlegend verändert. Eine Studie des Instituts für Allgemeinmedizin zeigt, wie sich die Isolation auf Bewohner:innen, Angehörige, Mitarbeiter:innen und Hausärztinnen und Hausärzte ausgewirkt hat. Die Studie wurde bereits im April 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Aufgrund des großen Interesses folgte am 10. Juni 2021 eine Online-Vorstellung für Pflegekräfte sowie Hausärztinnen und Hausärzte und für Bewohner:innen und Angehörige.
Endlich wurde das Schweigen gebrochen
„Die Resonanz der 30 bis 40 Interessierten, die an der Onlinevorstellung teilgenommen haben, war positiv“, sagte die Studienleiterin Dr. Barbara Plagg. Unter den Gästen war vorwiegend Pflegepersonal, aber auch Vertreter:innen des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirol zeigten Interesse für die Ergebnisse der Studie.
Das 637 Seiten lange und anonymisierte Interviewmaterial wurde nun erneut von Dr. Barbara Plagg, vom Präsidenten des Instituts für Allgemeinmedizin, Dr. Adolf Engl, sowie von den Vertreter:innen des Forum Prävention, Dr. Peter Koler und Sara Tauber, präsentiert. Dabei wurde unter anderem geschildert, wie Pflegekräfte und Mediziner:innen in den Seniorenwohnheimen mit der zusätzlichen Belastung, die während der Corona-Pandemie entstanden ist, aber auch mit der Verantwortung und mit den neuen Richtlinien klar gekommen sind. Unter Bewohner:innen und Angehörigen lagen Themen wie Isolation, Sterben und Besucherregelungen im Fokus.
Sie waren dankbar für die Studie und für die Tatsache, dass das Thema endlich angesprochen wird.
Dr. Barbara Plagg, Studienleiterin
Nun bestünde Bedarf an einer konstruktiven Weiterarbeit, erklärte Plagg. „Im Krisen- und Desastermanagement gibt es verschiedene Phasen. Auf die erste Reaktion auf die Katastrophe folgt im zweiten Moment Analyse. Das Institut für Allgemeinmedizin hat mit dieser Studie ein Analyse-Angebot geschaffen,“ so Plagg. Das sei wichtig, um für eine mögliche nächste Krise besser vorbereitet zu sein.
Vor allem bei den Seniorenwohnheimen war klar zu sehen, dass Interesse an den Studienergebnissen da ist, berichtete die Studienleiterin. Die Mitarbeiter:innen können diese Informationen nun nutzen, um sich strukturell besser vorzubereiten, das heißt, sie können sich für die Barrieren einer nächsten Krise wappnen, in dem sie ihre Systeme jetzt resilienter machen. Neben dem Organisatorischen war aber auch die emotionale Aufarbeitung der letzten Monate en wichtiges Thema.