Bei einem Reizmagen treten über Monate Beschwerden im Oberbauch auf. Durch organische Ursachen lassen sich diese Beschwerden nicht erklären. Das Portal Gesundheitsinformation.de informiert über dieses häufig auftretende Problem.
Das Online-Gesundheitsportal Gesundheitsinformation.de liefert ein breites medizinisches Themenspektrum für erkrankte sowie gesunde Bürger:innen. Krankheiten und medizinische Beschwerden werden ausführlich beschrieben, zusätzlich wird über Behandlungsmöglichkeiten informiert. Das Online-Gesundheitsportal stellt seine Inhalte dem Institut für Allgemeinmedizin zu Verfügung.
Reizmagen wird auch „funktionelle Dyspepsie“ genannt. Mit „funktionell“ ist gemeint, dass der Magen und der Zwölffingerdarm zwar gesund erscheinen, aber nicht so arbeiten, wie sie sollen. Manchmal bestehen zugleich noch andere Erkrankungen, deren Beschwerden die eines Reizmagens überlagern oder dessen Symptome verstärken, etwa eine Refluxkrankheit oder ein Reizdarm. Wodurch genau ein Reizmagen entsteht, ist bisher nicht bekannt. Eine geringere Beweglichkeit des Magens, eine chronische Bakterieninfektion oder vorausgegangene Entzündungen im Verdauungstrakt könnten eine Rolle spielen. Außerdem begünstigen Depressionen und Ängste einen Reizmagen. Häufig spielen körperliche und psychische Aspekte zusammen.
Symptome
Ein Reizmagen kann sich unterschiedlich bemerkbar machen. Zwei Arten von Beschwerden sind jedoch typisch:
- Schmerzen oder ein brennendes Gefühl im Oberbauch, oft unabhängig von den Mahlzeiten (epigastrisches Schmerzsyndrom)
- verfrühtes Sättigungsgefühl beim oder Völlegefühl nach dem Essen (postprandiales Distress-Syndrom)
Weitere Symptome, die direkt mit dem Reizmagen zusammenhängen können, sind:
- Blähgefühl und Krämpfe im Oberbauch
- häufiges Aufstoßen
- Übelkeit und Unwohlsein
- Erbrechen (seltener)
Die Beschwerden können nahezu dauerhaft oder phasenweise bestehen. Manchmal kommt es auch zu Beschwerden außerhalb des Verdauungstrakts, wie Schlafstörungen. Die Lebensqualität ist bei Frauen und älteren Menschen sowie bei Menschen mit Angststörungen oder Depressionen insgesamt oft stärker beeinträchtigt als bei anderen Betroffenen. Kinder und Jugendliche können ebenfalls funktionelle Verdauungsbeschwerden entwickeln. Sie beschreiben ihre Beschwerden vor allem als Schmerzen im Ober- oder Unterbauch.
Ursachen und Risikofaktoren
Weshalb es zu einem Reizmagen kommt, ist bislang nur zum Teil erforscht. Fachleute vermuten, dass verschiedene Faktoren dabei eine Rolle spielen. Normalerweise reagieren die Rezeptoren und Nerven des Magens auf normale Reize wie Druck, Dehnung oder chemische Stoffe in der Nahrung nicht mit Schmerzen. Allerdings wird die Schmerzwahrnehmung durch komplexe körperliche und psychologische Vorgänge gesteuert, die miteinander vernetzt sind. Reizt zum Beispiel eine Entzündung oder Infektion die Magenschleimhaut, können nach Abklingen der Entzündung auch normale Magenaktivitäten als schmerzhaft empfunden werden.
Weitere Ursachen können sein:
- eine chronische Infektion mit einem Helicobacter-pylori-Bakterium
- Bei manchen Menschen dehnt und entspannt sich der Magen nach dem Essen nicht so wie ein gesunder Magen. Dann verteilt sich der Mageninhalt nicht ausreichend, wodurch es schnell zu einem anhaltenden Völlegefühl bis zur Übelkeit kommen kann.
- Es ist möglich, dass der Mageninhalt verzögert in den Dünndarm weitertransportiert wird.
- Forscherinnen und Forscher vermuten, dass auch seelische Belastung und Anspannung sowie Angststörungen und Depressionen zu Magenbeschwerden führen können. Zusammenhänge mit Immunprozessen im Dünndarm und einer erblich bedingten Anfälligkeit werden ebenfalls in Studien untersucht.
- Die Beschwerden könnten zudem durch Veränderungen der Mikroorganismen des Darms (Mikrobiom), der individuellen Zusammensetzung der Darmbakterien, entstehen oder beeinflusst werden.
Bei Kindern und Jugendlichen diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenfalls verschiedene Ursachen. Auf Stress durch Ängste, Sorgen, Überforderung oder belastende Erlebnisse reagieren Kinder häufig mit Bauchschmerzen. Die Bauchschmerzen können die Kinder wiederum auch psychisch belasten und in ihren Aktivitäten einschränken. Eine belastende Familiensituation kann das Risiko für länger anhaltende funktionelle Bauchbeschwerden bei Kindern erhöhen. Auch wenn ein anderes Familienmitglied chronische Schmerzen hat, gleich welcher Art, entwickelt ein Kind häufiger Reizmagen-Symptome. Zudem kann das Risiko erhöht sein, wenn die Beschwerden bereits im Kindergartenalter beginnen oder von Ängsten oder Depressionen begleitet sind.
Behandlung
Ein Reizmagen ist nicht gefährlich. Die Behandlung hat das Ziel, die oft belastenden Beschwerden zu lindern oder zumindest besser mit ihnen zurechtzukommen.
Manche Menschen mit einem Reizmagen haben den Eindruck, ihre Symptome durch bestimmte Lebensmittel zu verstärken, und stellen deshalb ihre Ernährung um. Andere machen gute Erfahrungen damit, über den Tag verteilt eher kleinere und fettarme Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Bislang konnten jedoch keine Studien zeigen, dass eine Änderung der Ernährungsweise grundsätzlich zu einer Besserung führt.
Möglichst in angenehmer Umgebung zu essen, die Speisen gut durchzukauen und sich Zeit beim Essen zu lassen, kann auch helfen.
Manche Menschen machen mit Atemtechniken und Akupunktur ebenfalls gute Erfahrungen. Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung, etwa autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, können ebenfalls unterstützen. Bewegung und Sport regen die Verdauung an.
Ätherische Öle und Auszüge aus verschiedenen Pflanzen wie beispielsweise Pfefferminze oder Kümmelöl können krampflösend wirken und möglicherweise den Verdauungstrakt anregen. Außerdem können Säurehemmer wie Protonenpumpenhemmer und H2-Rezeptor-Antagonisten bei einem Reizmagen helfen. Sie sind allerdings ausschließlich zur Behandlung anderer Verdauungsbeschwerden oder Erkrankungen zugelassen (Off-Label-Use) Studien zeigen, dass Säurehemmer bei einem Reizmagen die Beschwerden lindern können. Sie verringern den Säuregehalt im Magen und werden empfohlen.
Bei einer Infektion der Magenschleimhaut mit dem Helicobacter-pylori-Bakterium wird oft zunächst dazu geraten, die Infektion zu behandeln. Wenn zugleich andere Erkrankungen wie ein Reizdarm oder psychische Probleme wie Depressionen bestehen, ist es wichtig, auch diese anzugehen.
Haben Kinder über Wochen Beschwerden, ist ein Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt sinnvoll, um das weitere Vorgehen zu besprechen: Wie lässt sich mit den Beschwerden besser umgehen? Wo gibt es psychologische Unterstützung? Sind weitere Untersuchungen sinnvoll und wenn ja, wann? Dies sind einige der Fragen, die hier geklärt werden können.
Das deutsche Online-Portal Gesundheitsinformation.de, mit dem Südtirols Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zusammenarbeitet, informiert über die Diagnose Reizmagen und über das Leben damit im Alltag.
Quellen
Braun J, Müller-Wieland D. Basislehrbuch Innere Medizin. München: Urban und Fischer; 2018.
De Bruijn CM, Rexwinkel R, Gordon M et al. Antidepressants for functional abdominal pain disorders in children and adolescents. Cochrane Database Syst Rev 2021; (2): CD008013.
Eusebi LH, Black CJ, Howden CW et al. Effectiveness of management strategies for uninvestigated dyspepsia: systematic review and network meta-analysis. BMJ 2019; 367: l6483.
Guo Y, Wei W, Chen JD. Effects and mechanisms of acupuncture and electroacupuncture for functional dyspepsia: A systematic review. World J Gastroenterol 2020; 26(19): 2440-2457.
Madisch A, Andresen V, Enck P et al. The Diagnosis and Treatment of Functional Dyspepsia. Dtsch Arztebl Int 2018; 115(13): 222-232.
Mao X, Guo S, Ni W et al. Electroacupuncture for the treatment of functional dyspepsia: A systematic review and meta-analysis. Medicine (Baltimore) 2020; 99(45): e23014.
National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Dyspepsia and gastro-oesophageal reflux disease: investigation and management of dyspepsia, symptoms suggestive of gastro-oesophageal reflux disease, or both. 2014.
Pschyrembel Online. Funktionelle Dyspepsie. 2018.
Robert Koch-Institut (RKI), Statistisches Bundesamt (Destatis). Gastritis, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes; Heft 55). 2013.
Stanghellini V, Chan FK, Hasler WL et al. Gastroduodenal Disorders. Gastroenterology 2016; 150(6): 1380-1392.
Turco R, Salvatore S, Miele E et al. Does a low FODMAPs diet reduce symptoms of functional abdominal pain disorders? A systematic review in adult and paediatric population, on behalf of Italian Society of Pediatrics. Ital J Pediatr 2018; 44(1): 53.
Wauters L, Dickman R, Drug V et al. United European Gastroenterology (UEG) and European Society for Neurogastroenterology and Motility (ESNM) consensus on functional dyspepsia. United European Gastroenterol J 2021; 9(3): 307-331.
Wegh CA, Benninga MA, Tabbers MM. Effectiveness of Probiotics in Children With Functional Abdominal Pain Disorders and Functional Constipation: A Systematic Review. J Clin Gastroenterol 2018; 52 Suppl 1: S10-S26.
Zeevenhooven J, Timp ML, Singendonk MMJ et al. Definitions of Pediatric Functional Abdominal Pain Disorders and Outcome Measures: A Systematic Review. J Pediatr 2019; 212: 52-59.e16.
Zhang J, Liu Y, Huang X et al. Efficacy Comparison of Different Acupuncture Treatments for Functional Dyspepsia: A Systematic Review with Network Meta-Analysis. Evid Based Complement Alternat Med 2020: 3872919.
Importante da sapere: I singoli articoli del portale sanitario online dell’Istituto di Medicina Generale non vengono aggiornati. Il contenuto si basa su ricerche e prove scientifiche disponibili al momento della pubblicazione. Le informazioni sanitarie online non possono sostituire un consulto medico personale. Le consigliamo di consultare il Suo Medico di Medicina Generale per eventuali problemi di salute. Ulteriori informazioni…