Mit dem Alter lässt bei vielen Menschen das Sehvermögen nach. Neben dieser normalen Entwicklung können jedoch auch Augenerkrankungen auftreten, die das Sehen erschweren und sogar eine Erblindung zur Folge haben können. Eine häufige Augenerkrankung ist der Grüne Star (Glaukom), berichtet das Portal Gesundheitsinformation.de.
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Der Begriff „Glaukom“ fasst verschiedene Augenerkrankungen zusammen, bei denen der Sehnerv geschädigt wird. Dies führt dazu, dass das Gesichtsfeld zunächst meist unbemerkt immer größere Lücken aufweist. Das Gesichtsfeld ist der Sehbereich, den man wahrnehmen kann, ohne die Augen zu bewegen. In den fortgeschrittenen Stadien nimmt auch die Sehschärfe ab.
Die mit über 80 Prozent häufigste Form des Glaukoms ist das Offenwinkel-Glaukom (Weitwinkel-Glaukom). Es schreitet langsam voran und die Schäden am Sehnerv führen erst nach vielen Jahren zu Sehstörungen. Meist wird es mit Augentropfen oder einem operativen Eingriff behandelt. Seltener ist das Engwinkel-Glaukom (Winkelblock-Glaukom): Diese Form kann länger unbemerkt bleiben, aber plötzlich zu starken Beschwerden und Sehschäden führen.
Symptom
Menschen mit einem Glaukom können bestimmte Sehbereiche nicht mehr oder nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Es entstehen „blinde Flecken“, meist neben der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) und bis zu den Rändern des Gesichtsfelds. Da das zentrale Sehen zunächst nicht beeinträchtigt ist, fallen die Einschränkungen des Gesichtsfelds häufig nicht gleich auf.
Die blinden Stellen können es im Laufe der Jahre aber zunehmend erschweren, sich im Alltag zu orientieren. Beim Geradeaussehen, etwa beim Autofahren, kann man zwar die Straße vor sich klar erkennen, die Personen und Dinge rechts und links auf den Gehwegen jedoch nicht. Auch die Anpassung an unterschiedliche Lichtverhältnisse kann schwierig sein, zum Beispiel, wenn man von draußen in einen dunklen Hausflur eintritt. Oft fällt es auch schwerer, Hindernisse wie Stufen oder Bordsteine richtig einzuschätzen. Dies erhöht das Sturzrisiko.
Eine Besonderheit beim Engwinkel-Glaukom ist, dass es zu einem sogenannten Glaukom-Anfall führen kann. Dabei kommt es zu einer raschen und starken Erhöhung des Augeninnendrucks. Typische Beschwerden sind akute Sehstörungen, Augenrötungen, heftige Kopf- und Augenschmerzen oder Übelkeit.
Ursachen
Die Ursache für ein Glaukom ist häufig ein zu hoher Augeninnendruck. Der Augeninnendruck entsteht in den Augenkammern zwischen Hornhaut und Linse. In ihnen befindet sich eine Flüssigkeit, das sogenannte Kammerwasser, das im Auge selbst gebildet wird. Es fließt kontinuierlich von der hinteren in die vordere Augenkammer und von dort durch ein sehr feines Kanälchen (Schlemmscher Kanal) wieder heraus. Dieser Kreislauf sorgt für einen konstanten Druck im gesunden Auge. Außerdem versorgt das Kammerwasser die Hornhaut, die Regenbogenhaut (Iris) und die Linse mit Nährstoffen.
Wenn der Abfluss des Kammerwassers behindert ist, staut es sich auf und der Druck im Auge erhöht sich. Dies belastet den Sehnerv und es besteht die Gefahr, dass Nervenzellen absterben. Ob ein erhöhter Augeninnendruck Schäden verursacht, hängt unter anderem davon ab, wie widerstandsfähig der Sehnerv ist: Nur bei einem Teil der Menschen mit erhöhtem Augeninnendruck ist er so anfällig, dass er Schaden nimmt. Beim Engwinkel-Glaukom kann der Abfluss des Kammerwassers völlig blockiert sein. Dann fließt gar kein Kammerwasser mehr ab und der Augeninnendruck steigt plötzlich stark an.
Der Augeninnendruck wird in mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) gemessen. Als normal werden Werte zwischen 10 und 21 mmHg angesehen. Allerdings liegt der Augeninnendruck bei einem Glaukom nicht immer oberhalb der Normalwerte. So hat fast die Hälfte der erkrankten Menschen zwar Schäden am Sehnerv, aber keinen erhöhten Augeninnendruck. Möglicherweise ist für diese Menschen bereits der normale Druck zu hoch. Diese Glaukom-Form wird deshalb auch „Normaldruck-Glaukom“ genannt.
Ein Glaukom kann auch eine Folge von Entzündungen, Verletzungen und Gefäßerkrankungen sein. Dann spricht man von einem sekundären Glaukom. Sehr selten ist ein Glaukom angeboren.
Da noch nicht alle Ursachen der Erkrankung bekannt sind, kann der Auslöser für ein Glaukom nicht immer gefunden werden. Wahrscheinlich beeinflussen sich die verschiedenen Faktoren außerdem gegenseitig.
Risikofaktoren
Etwa 4 von 100 Menschen über 40 Jahre haben einen erhöhten Augeninnendruck. Aber nur wenige von ihnen entwickeln ein Glaukom: Bei etwa 10 von 100 Menschen mit einem erhöhten Augeninnendruck kommt es innerhalb von 5 Jahren zu Sehverlusten. Das Risiko dafür hängt unter anderem von der Hornhautdicke und der Höhe des Augeninnendrucks ab: Menschen mit einem sehr hohen Augeninnendruck haben ein deutlich höheres Risiko als Menschen mit einem leicht erhöhten Augeninnendruck.
Zudem erhöhen ein höheres Lebensalter, eine familiäre Vorbelastung, starke Kurzsichtigkeit sowie Diabetes das Risiko. Auch Menschen mit dunkler Hautfarbe erkranken häufiger an einem Glaukom.
Häufigkeit
Schätzungen zufolge erkranken innerhalb von 5 Jahren etwa 1 bis 2 von 100 Menschen zwischen 40 und 80 Jahren neu an einem Glaukom. Etwa 3 bis 4 von 100 Menschen in dieser Altersgruppe haben ein bestehendes Glaukom.
Verlauf
Ein Offenwinkel-Glaukom entsteht meist langsam und zunächst unbemerkt. Die blinden Stellen können sich mit der Zeit immer mehr ausdehnen, bis nur noch das Sehen im ganz zentralen Bereich möglich ist. Bis dahin vergehen jedoch häufig viele Jahre bis Jahrzehnte. Das bedeutet, dass viele Menschen beispielsweise auch 20 Jahre nach der Diagnose noch ausreichend sehen können – vor allem, wenn das Glaukom gut behandelt wird. Allerdings bilden sich bereits vorhandene Sehschäden durch eine Behandlung nicht wieder zurück.
Nur wenige Menschen mit einem Glaukom (alle Formen) erblinden im Laufe der Zeit vollständig – Schätzungen zufolge sind es in Deutschland jährlich rund 1100 Menschen.
Auch ein Engwinkel-Glaukom kann längere Zeit unbemerkt bleiben. Zu einem Glaukom-Anfall kommt es aber ganz plötzlich. Er ist ein Notfall, weil er innerhalb weniger Stunden bis Tage zu bleibenden Sehschäden führen kann.
Diagnose
Schon bevor sich die ersten Symptome bemerkbar machen, können Augenärztinnen und -ärzte ein Glaukom feststellen. Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst nach Symptomen und untersucht das Auge. Mit einem speziellen Instrument, dem Ophthalmoskop, kann sie oder er das Augeninnere prüfen und dabei mögliche Schäden am Sehnerv entdecken. Außerdem wird der Augeninnendruck gemessen, meist mit der sogenannten Applanations-Tonometrie. Bei dieser Untersuchung wird das Auge mit einem Tropfen Flüssigkeit betäubt und anschließend ein kleiner Messkolben auf die Hornhaut aufgesetzt.
Besteht ein Verdacht auf ein Glaukom, misst die Ärztin oder der Arzt zusätzlich das Gesichtsfeld. Dabei lässt sich feststellen, ob bestimmte Sehbereiche eingeschränkt und bereits blinde Stellen entstanden sind.
Früherkennung
Um einen erhöhten Augeninnendruck oder ein Glaukom frühzeitig zu erkennen, bieten viele Augenärztinnen und -ärzte eine Früherkennungsuntersuchung an, die man privat bezahlen muss. Sie besteht aus der Untersuchung des Sehnervs, der Messung des Augeninnendrucks und der Untersuchung des Auges mit dem Spaltlampen-Mikroskop. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Untersuchungen nur bei einem begründeten Verdacht auf ein Glaukom oder bei bestimmten Risiken, zum Beispiel bei Augenschäden durch Diabetes.
Ob eine allgemeine Früherkennungsuntersuchung (Screening) ab einem bestimmten Alter oder für bestimmte Risikogruppen sinnvoll ist, wurde bislang nicht in aussagekräftigen Studien untersucht.
Behandlung
Den Augeninnendruck zu senken, kann helfen, den schleichenden Sehverlust zu verzögern oder aufzuhalten. Heilen lässt sich ein Glaukom jedoch nicht, da bereits entstandene Schäden am Sehnerv nicht mehr rückgängig zu machen sind. Meist wird der Augeninnendruck bei einem Glaukom mithilfe von Augentropfen behandelt. Je nach Präparat wendet man sie einmal oder mehrmals täglich an. Wichtig sind auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Augenarztpraxis. Diese werden etwa 1- bis 3-mal pro Jahr angeboten, je nachdem, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist.
Wenn die Medikamente nicht (mehr) ausreichen oder schlecht vertragen werden, kommen auch eine Operation (Trabekulektomie oder minimalinvasiv) oder ein Lasereingriff infrage.
Ein Glaukom-Anfall muss schnell behandelt werden, um Schäden am Sehnerv zu vermeiden. Deshalb ist es wichtig, bei den typischen Beschwerden wie akuten Sehstörungen und Augenschmerzen sofort eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Dort kann zum Beispiel eine Laserbehandlung dafür sorgen, dass das aufgestaute Kammerwasser wieder abfließt.
Leben und Alltag
Wenn bei einer Untersuchung ein erhöhter Augeninnendruck gemessen wird, kann das eine bleibende Verunsicherung auslösen, auch wenn das Sehvermögen noch völlig in Ordnung ist. Allein das Wissen, einen hohen Augeninnendruck und somit ein erhöhtes Risiko für ein Glaukom zu haben, kann dazu führen, dass man sich schon bei kleinen Sehproblemen Sorgen macht, obwohl sie nichts mit einem Glaukom zu tun haben müssen.
Menschen mit einem Glaukom haben oft große Angst davor, irgendwann zu erblinden. Viele wünschen sich gerade zu Anfang ausführliche Informationen über die Behandlung und darüber, was die Diagnose für das eigene Leben bedeuten kann.
Bei einem deutlichen Sehverlust muss der Alltag an die neuen Bedingungen angepasst werden. So kann etwa die Wohnung so umgestaltet werden, dass die Orientierung leichter fällt – zum Beispiel durch zusätzliche Lichtquellen. Das Entfernen von Stolperfallen ist wichtig, um Stürze zu vermeiden. Möglich sind meist auch Anpassungen am Arbeitsplatz und bei Alltagsaktivitäten wie Sport, Einkaufen oder Lesen. Sich Unterstützung zu holen und über Hilfsmittel zu informieren – zum Beispiel in der Arztpraxis oder bei der Krankenversicherung – kann den Alltag erleichtern. Vielen Menschen, die an einem Glaukom erkrankt sind, hilft es zudem, sich gut über die Krankheit und die Möglichkeiten, mit ihren Folgen umzugehen, zu informieren oder sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, etwa in einer Selbsthilfegruppe oder einem Internetforum.
Es kann schwerfallen, den Zeitpunkt zu erkennen, ab dem die Krankheit das Autofahren nicht mehr zulässt. Viele Erkrankte ändern zunächst oft ihre Fahrweise und fahren nicht mehr nachts oder nur noch in gewohnter Umgebung. Es ist wichtig, hier aufmerksam zu sein und darauf zu achten, wann die Einschränkungen zu stark werden und man sich selbst und andere Personen möglicherweise gefährdet. Ab einer bestimmten Einschränkung des Gesichtsfelds ist das Autofahren gesetzlich nicht mehr erlaubt. Konkrete Informationen und Beratung dazu geben Augenärztinnen und Augenärzte.
Es ist nicht leicht, damit umzugehen, wenn man im Laufe der Zeit durch die Sehprobleme verstärkt auf die Hilfe anderer angewiesen ist. In mancher Hinsicht die Kontrolle abzugeben, wird aber möglicherweise nötig sein. Andere Menschen können dann dabei helfen, gewohnte Aktivitäten so gut es geht beizubehalten und soziale Kontakte zu pflegen.
Sorgen und Ängste mit Angehörigen, Freundinnen und Freunden frühzeitig zu besprechen, kann entlastend sein. Gemeinsam lassen sich Strategien entwickeln, mit dem Fortschreiten der Erkrankung umzugehen. Menschen um sich herum zu haben, die einen verstehen und unterstützen, ist in allen Lebenslagen eine große Erleichterung – vor allem, wenn es darum geht, mit einer belastenden Erkrankung umzugehen und weiterhin so aktiv wie möglich zu bleiben.
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