Schmerzt die Hüfte immer häufiger, etwa beim Gehen oder Treppensteigen, kann eine Hüftarthrose der Grund sein. Sie entwickelt sich über mehrere Monate, oft sogar Jahre. Heilbar ist sie zwar nicht, aber gut behandelbar, berichtet das deutsche Gesundheitsportal Gesundheitsinformation.de.
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Bei einer Hüftarthrose wird die schützende Knorpelschicht der Knochen im Hüftgelenk dünner. Dadurch steigt die Druckbelastung der Knochen, und mit der Zeit lässt die Beweglichkeit des Gelenks nach. Das erste Anzeichen für eine Hüftarthrose sind oft Schmerzen im Bereich der Hüfte und der Leisten, etwa beim Gehen oder Treppensteigen. Mit der Zeit verliert das Hüftgelenk meist auch an Beweglichkeit.
Eine Hüftarthrose trifft vor allem Menschen über 45 Jahre und kann sehr unterschiedlich verlaufen. Viele haben über lange Zeit nur leichte Beschwerden, mit denen sie gut zurechtkommen. Manchmal schreitet die Erkrankung aber auch schnell voran und kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Hüftarthrose kann in einem oder in beiden Hüftgelenken auftreten.
Eine Hüftarthrose wird vor allem mit Bewegung und Physiotherapie sowie entzündungshemmenden Schmerzmitteln behandelt. Bei starkem Übergewicht wird eine Gewichtsabnahme empfohlen. Schreitet die Hüftarthrose fort und schränkt sie das Alltagsleben stark ein, ist auch ein künstliches Hüftgelenk (Hüft-TEP) möglich.
Symptome
Eine Hüftarthrose beginnt in der Regel schleichend – über mehrere Monate, oft sogar Jahre. Zunächst schmerzt das Gelenk meist nur bei Belastung oder auch am Ende eines anstrengenden Tages. Typisch sind Schmerzen im betroffenen Hüftgelenk und im Leistenbereich, meist beim Gehen und Treppensteigen sowie beim Bewegen des Oberschenkels nach innen – zum Beispiel beim Übereinanderschlagen der Beine. Die Schmerzen können auch ins Gesäß, zur Innenseite des Oberschenkels oder sogar bis ins Knie ausstrahlen.
Nach längerer Ruhepause kann sich das Hüftgelenk für bis zu 30 Minuten etwas steif anfühlen, zum Beispiel morgens. Länger andauernde Morgensteifigkeit spricht eher für eine andere Erkrankung, wie zum Beispiel eine rheumatische Gelenkentzündung. Schmerzt die Hüfte auch in Ruhe oder nachts, ist die Arthrose meist schon fortgeschritten.
Wenn die Hüftarthrose die Knochen verändert und den Hüftkopf verformt, kann die Beweglichkeit eingeschränkt sein. Das erschwert zum Beispiel das Anziehen von Strümpfen oder die Fußpflege. Je weiter die Arthrose fortschreitet, desto größer können die Einschränkungen etwa im Beruf, im Haushalt oder bei Freizeitaktivitäten sein. Diese Folgen für den Alltag sind bei einer Hüftarthrose oft die größte Belastung.
Bei manchen Menschen mit Hüftarthrose kommt es auch zu Schüben mit plötzlich stärkeren Schmerzen und Gelenksteifigkeit. Die Schmerzen fühlen sich bei einem solchen Schub eher stechend, pulsierend oder brennend an. Meist lassen sie aber innerhalb weniger Tage wieder nach.
Ursachen
Ein Hüftgelenk besteht aus dem Hüftkopf des Oberschenkelknochens und der Gelenkpfanne am Beckenknochen. Beide sind mit schützendem Knorpel überzogen. Hüftarthrose entsteht, wenn der Gelenkknorpel aufweicht, rissig und dünner wird. Die Knochen sind dann nicht mehr so gut vor Druckbelastungen geschützt. Sie reagieren darauf, indem sie Knochenauswüchse bilden, um den Druck auf eine größere Fläche zu verteilen (sogenannte Knochenspangen oder Osteophyten).
Umgangssprachlich wird Arthrose oft „Gelenkverschleiß“ genannt. Diese Bezeichnung ist jedoch irreführend, denn das Gelenk wird nicht durch Nutzung „verbraucht“ – im Gegenteil: Der Knorpel ist auf Bewegung angewiesen, um mit Nährstoffen versorgt zu werden. So sind Bewegungs- und Trainingsarten wie Walking oder Radfahren für Knorpel und Gelenke günstig.
Sportarten wie Handball oder Fußball können dagegen überlasten und zu Arthrose beitragen. Dies gilt auch für schwere körperliche Arbeit oder starkes Übergewicht. Denn bei Überlastung können die Stoffwechselvorgänge im Gelenk aus dem Gleichgewicht geraten. Dann werden zu viele Stoffe und Enzyme gebildet, die Entzündungen fördern und zu einem Gewebeabbau führen – und zu wenige, die dem entgegenwirken.
Risikofaktoren
Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko für eine Hüftarthrose, unter anderem:
- familiäre Veranlagung
- starkes Übergewicht
- angeborene Hüfterkrankungen oder Fehlstellungen
- schwere körperliche Arbeit, zum Beispiel auf dem Bau
- Dauerbelastung durch intensives Training, besonders bei Sportarten mit starken Stoßbelastungen wie Fußball oder Handball
- entzündliche Gelenkerkrankungen wie rheumatoide Arthritis
- frühere Hüftverletzungen, zum Beispiel Knochenbrüche im Bereich des Hüftgelenks oder ein ausgerenktes Hüftgelenk
- das sogenannte Hüftimpingement: Hierbei führen knöcherne Auswüchse am Gelenk zu Engstellen zwischen Hüftkopf und Gelenkpfanne.
Meist spielen bei der Entstehung einer Hüftarthrose mehrere Faktoren eine Rolle.
Verlauf
Wie eine Hüftarthrose verläuft, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Oft bleiben die Beschwerden über viele Jahre in etwa gleich. In einer großen niederländischen Studie berichteten Menschen mit Hüftarthrose fünf Jahre lang regelmäßig über den Verlauf ihrer Erkrankung. Von ihnen hatten ungefähr
- 40 % leichte, über die fünf Jahre etwa gleichbleibende Schmerzen,
- 20 % mittelstarke, ebenfalls etwa gleichbleibende Schmerzen,
- 25 % mittelstarke Schmerzen, die im Laufe der fünf Jahre stärker wurden, und
- 15 % andauernde starke Schmerzen.
Eine Nachuntersuchung nach zehn Jahren bestätigte die Studienergebnisse. Für ein künstliches Hüftgelenk entschieden sich innerhalb von 10 Jahren 12 von 100 Personen.
Arthroseschmerzen können von Tag zu Tag schwanken: Dann wechseln sich Phasen stärkerer Beschwerden mit beschwerdefreien oder beschwerdearmen Phasen ab. Beim Schmerzempfinden spielen auch persönliche Einstellungen, das Sozial- und Arbeitsleben, der Lebensstil und psychische Faktoren wie Ängste, Sorgen und Stress eine Rolle. Sie alle können beeinflussen, wie sich die Beschwerden anfühlen, wie stark sie sind und wie man damit umgeht.
Diagnose
Häufig kann die Ärztin oder der Arzt eine Hüftarthrose anhand der typischen Symptome feststellen. Dazu fragt sie oder er, seit wann die Schmerzen bestehen, wie sie sich anfühlen und wann sie auftreten – zum Beispiel nur bei Bewegung oder auch in Ruhe. Typisch ist der sogenannte Anlaufschmerz, der nach längeren Bewegungspausen auftritt und durch Bewegung schnell verschwindet. Auch Angaben zu anderen Beschwerden wie Morgensteifigkeit oder früheren Verletzungen helfen bei der Diagnose.
Nach dem Gespräch tastet die Ärztin oder der Arzt das Gelenk ab und untersucht die Hüftbeweglichkeit im Liegen. Dabei wird das Bein in gestreckter Position und mit angewinkeltem Knie in verschiedene Richtungen bewegt. Sie oder er betrachtet auch den Gang und prüft, ob das Becken schief steht oder die Beine eine unterschiedliche Länge haben.
Bildgebende Untersuchungen wie Röntgenbilder, Ultraschall, Computer-Tomografie oder Magnetresonanz-Tomografie sind bei einer Arthrose nur begrenzt aussagekräftig. So gibt es Menschen mit starken Veränderungen am Gelenk, die kaum Beschwerden haben, und andere mit starken Beschwerden, deren Gelenk gesund aussieht. Studien zeigen, dass nur ein Viertel aller Menschen mit im Röntgenbild sichtbarer Arthrose Schmerzen hat.
Wegen ihrer begrenzten Aussagekraft sind bildgebende Untersuchungen also oft nicht hilfreich. Die Behandlung sollte sich ohnehin nach den Beschwerden und der persönlichen Situation richten.
Sinnvoll sind bildgebende Untersuchungen oder Bluttests, wenn der Verdacht auf eine andere Erkrankung besteht, wie zum Beispiel eine rheumatoide Arthritis oder Gicht – oder wenn nach einem Sturz oder Unfall ein Knochenbruch ausgeschlossen werden soll. Auch für die Planung einer Operation werden sie benötigt.
Behandlung
Eine Hüftarthrose lässt sich nicht heilen. Verschiedene Behandlungen können aber die Beschwerden lindern. Vor allem kann man selbst viel tun, um das Gelenk zu stärken.
Zu den empfohlenen Behandlungen gehören vor allem:
- Bewegungstherapien wie zum Beispiel Physiotherapie mit Übungen zur Stärkung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur
- Reha-Sport, Funktionstraining, Wassergymnastik und Tai-Chi
- entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) zum Einnehmen – sie können auch dabei helfen, trotz Schmerzen in Bewegung zu bleiben
- bei starkem Übergewicht eine Gewichtsabnahme
Außerdem wird empfohlen, gut dämpfende, stützende und bequem sitzende Schuhe ohne Absätze zu tragen.
Auch Kortisonspritzen können die Beschwerden einer Hüftarthrose nachweislich lindern. Die Wirkung lässt aber mit der Zeit nach und endet nach 2 bis 3 Monaten. Kortisonspritzen gelten eher als sinnvoll, wenn nur ein einzelnes Gelenk von Arthrose betroffen ist, das Hüftgelenk akut entzündet ist oder stark schmerzt.
Kortisonspritzen sind aber keine langfristige Lösung. Zum einen können wiederholte Spritzen langfristig den Gelenkknorpel schwächen. Zum anderen kann jede Spritze Nebenwirkungen haben und selten auch zu ernsthaften Komplikationen wie einer Infektion führen.
Weil nur wenige Studien die Wirksamkeit von Kortisonspritzen bei Hüftarthrose untersucht haben, gibt es unterschiedliche Anwendungsempfehlungen. Wenn Kortisonspritzen eingesetzt werden, ist es wichtig, dass die Ärztin oder der Arzt Erfahrung damit hat und auf eine ausreichende Hygiene achtet. Sie oder er sollte zum Beispiel ein Ultraschallgerät verwenden, um die Spritze richtig zu setzen, damit sie optimal wirken kann und möglichst keine Nerven, Gefäße oder andere Strukturen verletzt werden.
Wenn eine fortgeschrittene Arthrose den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigt und andere Behandlungen nicht ausreichen, kommt ein künstliches Hüftgelenk infrage. Nach der Operation ist eine aktive Rehabilitation wichtig – und etwas Geduld. Bis man sich an das neue Gelenk gewöhnt und der Körper sich von dem Eingriff erholt hat, kann es einige Wochen oder Monate dauern.
Für andere Behandlungen ist nicht nachgewiesen, dass sie bei Hüftarthrose helfen – dazu gehören unter anderem:
- Schmerzmittel zum Auftragen auf die Hüfte
- Paracetamol
- Hyaluronsäure-Spritzen
- Röntgenreizbestrahlung (auch: Orthovolttherapie)
- Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel mit Chondroitin, Glucosamin oder Vitaminen
- pflanzliche Präparate, zum Beispiel auf Basis von Teufelskralle oder Brennnesseln
- Akupunktur
- Lebensmittel oder Lebensmittelextrakte zum Beispiel auf Basis von Soja oder Avocado
- therapeutischer Ultraschall, Laserbehandlungen, TENS-Behandlungen oder spezielle Wärmebehandlungen (Diathermie)
Entscheiden
Menschen mit leichten Beschwerden aufgrund einer Hüftarthrose können ihren Alltag meist gut bewältigen und bekommen ihre Schmerzen beispielsweise mithilfe von gezielter Bewegung in den Griff. Ein künstliches Hüftgelenk kommt bei leichten Beschwerden nicht infrage – die Risiken und der Aufwand des Eingriffs wären zu groß. Bei sehr starken Beschwerden kann ein künstliches Gelenk hingegen eine große Erleichterung sein – vor allem, wenn nichts anderes hilft.
Oft ist die Entscheidung für oder gegen einen solchen Eingriff aber nicht so einfach. Dabei spielen verschiedene Aspekte eine Rolle:
- wie stark die Schmerzen sind und wann sie auftreten,
- die Auswirkungen der Arthrose auf Alltag, Beruf, Sozialleben, psychisches Wohlbefinden sowie Mobilität und
- welche Behandlungen man schon ausprobiert hat.
Mit der Ärztin oder dem Arzt lassen sich diese Aspekte besprechen – und auch, ob die persönlichen Ziele durch eine Operation erreicht werden können.
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