Ob in der Arztpraxis abgenommenes Blut, das Gefäß mit Urin oder der Rachenabstrich – normalerweise werden solche Proben zur Auswertung an ein Labor geschickt. Das Ergebnis erhält man kurze Zeit später als Ausdruck oder als Eintrag in der elektronischen Patientenakte. Was die Werte bedeuten, ist aber nicht immer leicht nachzuvollziehen. Das Portal Gesundheitsinformation.de hat hierzu eine Handreichung ausgearbeitet.

Das Online-Gesundheitsportal Gesundheitsinformation.de liefert ein breites medizinisches Themenspektrum für erkrankte sowie gesunde Bürger:innen. Krankheiten und medizinische Beschwerden werden ausführlich beschrieben, zusätzlich wird über Behandlungsmöglichkeiten informiert. Das Online-Gesundheitsportal stellt seine Inhalte Südtirols Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zur Verfügung.
Was wird im Labor untersucht?
Laboruntersuchungen sind für Ärztinnen und Ärzte ein wichtiges Diagnoseinstrument. Denn damit können sie relativ einfach Veränderungen in Zellen oder im Stoffwechsel feststellen. Auch nach Krankheitserregern kann gesucht werden.
Der „Klassiker“ unter den Laboruntersuchungen ist die Blutuntersuchung: Dabei können neben den Blutzellen auch im Blut gelöste Stoffe untersucht werden. Das sind zum Beispiel Enzyme, Hormone oder Stoffwechselprodukte. Die Zusammensetzung des Bluts reagiert empfindlich auf Veränderungen der Organe – und kann daher viele Hinweise auf das Geschehen im Körper geben.
Je nach Fragestellung können aber auch andere Proben untersucht werden, etwa:
- Urin
- Stuhl
- Speichel
- Hustenschleim (Sputum)
- Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor)
- Abstriche
- Gewebe- oder Haarproben
Warum werden Laborwerte bestimmt?
In der Regel schlägt die Ärztin oder der Arzt eine Laboruntersuchung vor, wenn sich aus Beschwerden, einem Gespräch oder anderen Untersuchungen ein Krankheitsverdacht ergibt. Ausgewählte Laborwerte können dann wichtige Daten liefern, um manche Ursachen auszuschließen oder eine Verdachtsdiagnose zu bestätigen.
Auch nach der ersten Diagnose können Laborwerte hilfreich sein – etwa, um den Verlauf einer Krankheit zu beobachten. Der Erfolg einer Therapie lässt sich ebenfalls manchmal an Laborwerten ablesen. Ein Beispiel: Bei einer Blutarmut ist die Anzahl roter Blutkörperchen erniedrigt. Wird die Ursache der Blutarmut erfolgreich behandelt, steigt der Blutwert wieder an.
Manche Laborwerte werden außerdem im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen bestimmt. So sollen bestimmte Gesundheitsrisiken erkannt werden. Bei der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung („Check-up“) werden beispielsweise die Cholesterinwerte gemessen und zusammen mit anderen Untersuchungsergebnissen betrachtet, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen abzuschätzen.
Wann sind Laborwerte „normal“?
„Normale“ Werte festzulegen, die für alle gesunden Personen gelten, ist nicht einfach. Ein Laborwert kann aus verschiedenen Gründen von Mensch zu Mensch ein bisschen unterschiedlich ausfallen, ohne dass dies ein gesundheitliches Problem bedeutet: Zum Beispiel spielen oft Alter und Geschlecht eine Rolle, aber auch viele andere biologische Faktoren. Außerdem können die Werte einer einzelnen Person schwanken – manchmal sogar je nach Tageszeit. Daher arbeiten Ärztinnen und Ärzte mit sogenannten Referenzbereichen. Liegt ein Messwert innerhalb des Bereichs, ist er unauffällig. Liegt er ober- oder unterhalb des Bereichs, gilt er als Abweichung.
Referenzbereiche für einen Laborwert werden meist anhand der Messwerte bei vielen gesunden Menschen festgelegt. Die Grenzen werden so gesetzt, dass 95 % innerhalb des Bereichs liegen. Das heißt aber auch: 5 % der Menschen liegen mit ihrem Ergebnis außerhalb des Referenzbereichs – obwohl sie gesund sind. Referenzwerte sind daher nur eine Orientierungshilfe.
Wenn man für einen einzelnen Laborwert zum Beispiel im Internet nach Referenzwerten sucht, stößt man oft auf leicht unterschiedliche Angaben. Das liegt unter anderem daran, dass Werte mit verschiedenen Geräten und Methoden bestimmt werden können – und sich die Ergebnisse dann unterscheiden. Die Referenzwerte können deshalb auch von Labor zu Labor abweichen.

Auf ärztlichen Rat nicht verzichten!
Laborbefunde sollte man sich stets von einer Ärztin oder einem Arzt erklären lassen, die oder der die Ergebnisse einordnen kann!
Was bedeutet es, wenn meine Laborwerte abweichen?
Wenn ein Wert außerhalb des Referenzbereichs liegt, wird das meist als Abweichung im Laborbefund gekennzeichnet, z.B. mit einem Stern. Fällt im Laborbefund ein abweichender Wert auf, muss das kein Grund zur Sorge sein: Viele Faktoren können die Laborwerte beeinflussen und oft gibt es harmlose Gründe dafür. Ein zu hoher oder zu niedriger Laborwert hat für sich meist keinen Krankheitswert und muss daher nicht zwingend behandelt werden. Es kann also gut sein, dass die Ärztin oder der Arzt bei einem abweichenden Wert erst einmal abwartet und vorschlägt, ihn in ein paar Tagen oder Wochen erneut zu bestimmen.
Von einem auffälligen Laborwert allein lässt sich außerdem nicht auf eine Krankheit schließen: Denn ein Wert kann außerhalb des Referenzbereiches liegen, ohne dass man krank ist. So kann zum Beispiel ein erhöhter Harnstoff-Spiegel im Blut auf eine Nierenerkrankung hinweisen – oder auf eine besonders fleischreiche Ernährung.
Umgekehrt schließt ein Wert im Referenzbereich eine Krankheit nicht immer sicher aus. Denn liegt der persönliche Normalwert beispielsweise am unteren Ende des Referenzbereichs, kann ein erhöhter Wert noch im unauffälligen Bereich liegen. Die Erhöhung fällt dann nur im Vergleich mit älteren Laborbefunden auf.
Ein einzelner Laborwert ist daher stets nur ein Baustein einer Gesamtdiagnose. Er muss immer zusammen mit anderen Werten, Symptomen sowie Befunden aus anderen Untersuchungen betrachtet werden.
Was beeinflusst meine Laborwerte?
Es gibt viele Faktoren, die Laborwerte beeinflussen können – manche lassen sich nicht ändern, andere hängen zum Beispiel von der Lebensweise oder sogar von der letzten Mahlzeit ab. Zu den Einflussgrößen gehören:
- Alter: Kinder und Erwachsene verschiedener Altersgruppen können deutlich unterschiedliche Werte haben.
- Geschlecht: Frauen und Männer haben oft leicht unterschiedliche Werte.
- Hormonhaushalt: Bei Frauen können je nach Zyklusphase, in der Schwangerschaft oder nach der Menopause Laborwerte unterschiedlich sein. Auch Stress kann zu veränderten Werten führen.
- Gewicht und Größe: Bei Über- oder Untergewicht verhält sich der Stoffwechsel anders als bei Normalgewicht – und damit auch bestimmte Laborwerte wie etwa der Blutzucker-Wert. Auch manche Hormone werden vom Körpergewicht beeinflusst.
- körperliche Aktivität: Menschen, die viel Sport treiben, haben andere Werte als weniger trainierte Menschen. Auch Bewegung kurz vor der Messung kann einen Einfluss haben: Zur Arztpraxis zu radeln, erhöht beispielsweise den Blutdruck und die Herzfrequenz. Das kann etwa den Hormonspiegel kurzfristig verändern.

- Ernährung: Wer viel Fleisch isst, hat mitunter andere Werte als jemand, der sich vegetarisch oder vegan ernährt. Manche Laborwerte wie etwa der Blutzucker sind außerdem nach dem Essen erhöht – deshalb ist es für einige Untersuchungen wichtig, nüchtern zur Blutabnahme zu erscheinen.
- Zigaretten, Koffein, Alkohol: Solche Genussmittel können verschiedene Laborwerte beeinflussen.
- Medikamente: Sie beeinflussen den Stoffwechsel und damit auch Laborwerte. Manche Medikamente stören die Bestimmung einzelner Werte auch direkt.
- Tageszeit: Viele Hormonspiegel, aber zum Beispiel auch die Blutzucker-Werte verändern sich stark über den Tagesverlauf. Es spielt also eine Rolle, wann am Tag Blut abgenommen wird.
Wie verlässlich sind Laborwerte?
Moderne Labore liefern sehr genaue Ergebnisse. Um das sicherzustellen, unterliegen sie strengen Qualitätskontrollen. So überprüft jedes Labor täglich die Genauigkeit und Richtigkeit seiner Messgeräte anhand von Kontrollproben. Außerdem müssen Labore in Deutschland regelmäßig an sogenannten Ringversuchen teilnehmen, in denen ihre Qualität überprüft und miteinander verglichen wird.
Manchmal können beispielsweise Fehler bei der Blutabnahme oder eine falsche Temperatur beim Transport ins Labor zu falschen Ergebnissen führen. Solche Fehler fallen aber meistens auf, wenn die Ärztin oder der Arzt die Messergebnisse mit anderen Befunden abgleicht: Wenn ein Wert beispielsweise plötzlich stark erhöht ist, aber keine passenden Symptome vorliegen, stimmt wahrscheinlich der Wert nicht. Dann wird in der Regel erneut Blut abgenommen und die Messung wiederholt.
Quellen
Böhm BO, Niederau C. Klinikleitfaden Labordiagnostik. München: Urban und Fischer; 2021.
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Gesundheit.gv.at (Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs). Laborwerte-Tabelle. 2024.
Thomas L. Labor und Diagnose; Release 7. 2024.
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