Was wären die Adventszeit und Weihnachten ohne warmes Kerzenlicht? Kerzenrauch wird aber mit Gesundheitsgefahren in Verbindung gebracht. Wie es um das Krebsrisiko bestellt ist, erklärt der deutsche Krebsinformationsdienst.
Der Krebsinformationsdienst des deutschen Krebsforschungszentrums ist Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Krebs. Das Zentrum bietet wissenschaftlich fundierte Informationen über die Krankheit und berät Betroffene und Angehörige. Auf der Internetseite bietet der Dienst aktualisierte Informationen zum Thema Krebs. Diese Inhalte stellt der Krebsinformationsdienst dem Südtiroler Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zur Verfügung.
Im Advent und zu Weihnachten brennen in vielen Haushalten wieder Kerzen, um für stimmungsvolles, festliches Licht zu sorgen. Häufig findet man sie auf dem Adventskranz. Auf dem heutzutage übrigens nur noch 4 Kerzen stehen – früher waren es einmal so viele Kerzen, wie es Tage vom ersten Advent bis zu Heiligabend waren.
Das Umweltbundesamt bietet auf seiner Website Informationen zu flüchtigen organischen Verbindungen (VOC): welche Quellen es gibt, welche gesundheitlichen Wirkungen VOC haben und wie sie vermindert werden können.
Bei jedem Verbrennungsvorgang – auch beim Abbrennen von Kerzen – entstehen Stickoxide und Feinstaub. Für das Krebsrisiko ist dabei Feinstaub potenziell relevant. Zudem sind in Kerzen allgemein oft weitere, möglicherweise gesundheitsschädliche Substanzen enthalten. Diese werden beim Verbrennen ebenfalls an die Raumluft abgegeben und können eingeatmet werden. Neben einer Vielzahl flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) wie Alkane, Alkene, Ketone und Toluol finden sich darunter auch Blei und Nickel, das bei Einatmung als krebserregend gilt.
Unterschiedliche Materialien – unterschiedliche Schadstoffe
Abhängig vom Grundmaterial der Kerzen und Beimengungen werden weitere Stoffe freigesetzt.
Paraffin: Die meisten Kerzen enthalten nach wie vor überwiegend das aus Erdöl gewonnene Paraffin. Eines der bei der Verbrennung von Paraffin-Kerzen entstehenden VOC ist Benzol. Die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Benzol als “krebserregend für den Menschen” ein. Hauptsächlich entsteht Benzol im Straßenverkehr.
Stearin: Neben Paraffin kommt das aus pflanzlichen oder tierischen Fetten herstellte Stearin als Grundstoff für Kerzen zum Einsatz. Stearin-Kerzen enthalten oft Palmöl, was aber eher ein ökologisches Problem ist.
Duftkerzen oder bunte Motivkerzen mit Farben und Lacken sind – unabhängig vom Grundstoff – oft mit problematischen Stoffen belastet. Dazu gehören neben Schwermetallen halogenorganische Verbindungen und Flammschutzmittel. Aus nach Zitrusfrüchten duftenden Limonenen kann bei diesen Kerzen Formaldehyd entstehen (zählt auch zu den VOC), das ebenfalls als sicher krebserregend eingestuft ist. Formaldehyd findet sich in der Umwelt hauptsächlich in Autoabgasen oder Zigarettenrauch. Außerdem wird es aus Möbeln oder Bauelementen freigesetzt. Über die Atemwege kann es aufgenommen werden.
Bienenwachs stellt grundsätzlich eine weniger belastete und belastende Alternative zu anderen Wachsarten dar. Allerdings ist die Menge an verfügbarem Wachs von Bienen zu gering, um ein echter Ersatz zu sein.
Und das konkrete Krebsrisiko?
Allein der Nachweis von möglicherweise krebserregenden Stoffen oder sogar solchen mit nachgewiesenem kanzerogenen Potenzial wie Feinstaub, Nickel, Formaldehyd oder Benzol sagt noch nichts über das tatsächliche Krebsrisiko aus.
- Die von brennenden Kerzen freigesetzten Stoffe tragen nur zu einem kleinen Teil zur Belastung in unserer Umwelt bei.
- Es gibt wenige wissenschaftliche Untersuchungen zum Krebsrisiko durch Kerzen.
- Eine direkter Zusammenhang zwischen Kerzen und Krebs wurde dabei – auch im Tierversuch – nicht belegt.
Was können Sie selbst tun?
Durch Verwendung möglichst schadstoffarmer Produkte oder auch regelmäßiges Lüften können Verbraucherinnen und Verbraucher die Exposition mit schädlichen Stoffen und damit ein Gesundheitsrisiko durch Kerzenrauch deutlich verringern.
Ungünstig sind Zugluft während des Abbrennens und ein zu langer Docht. Denn beim dadurch ausgelösten Flackern kommt es vermehrt zum Rußen und zu erhöhten Emissionen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK).
Fazit
Ein Krebsrisiko durch Kerzen ist bisher nicht belegt. Zwar sind nicht alle Kerzen schadstofffrei, aber jeder und jede kann die Belastung senken:
- möglichst schadstoffarme Kerzen mit Gütesiegel verwenden
- regelmäßig lüften
- Rußbildung durch Zugluft und zu langen Docht vermeiden
So kann ein potenzielles Risiko weitgehend ausgeschlossen werden.
Fachartikel
Adamowicz J, Juszczak K, Poletajew S, Van Breda SV, Pokrywczynska M, Drewa T. Scented Candles as an Unrecognized Factor that Increases the Risk of Bladder Cancer; Is There Enough Evidence to Raise a Red Flag? Cancer Prev Res (Phila). 2019 Oct;12(10):645-652. doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-19-0093.
Skovmand A, Damiao Gouveia AC, Koponen IK, Møller P, Loft S, Roursgaard M. Lung inflammation and genotoxicity in mice lungs after pulmonary exposure to candle light combustion particles. Toxicol Lett. 2017 Jul 5;276:31-38. doi: 10.1016/j.toxlet.2017.04.015.
Wichtig zu wissen: Die einzelnen Artikel des Gesundheitsblogs des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen werden nicht aktualisiert. Ihre Inhalte stützen sich auf Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Belege, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verfügbar sind. Gesundheitsinformationen aus dem Internet können eine persönliche ärztliche Beratung nicht ersetzen. Informieren Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin über mögliche Beschwerden. Weiter…