Viele Menschen haben immer wieder Schmerzen im unteren Rücken. Meist lässt sich deren Ursache nicht genau bestimmen. Kommen Beschwerden im Bein hinzu, kann das auf eine Spinalkanalstenose hinweisen. Alle Infos dazu bietet das Online-Portal Gesundheitsinformation.de.
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Bei einer Spinalkanalstenose verengt sich der Wirbelkanal der Wirbelsäule (auch als Spinalkanal bezeichnet). Im Wirbelkanal verlaufen die Nervenbahnen des Rückenmarks sowie Blutgefäße, die auch die Beine versorgen. Wird der Wirbelkanal enger, kann zu wenig Raum für die Nerven und Gefäße bleiben. Das kann zu Beschwerden im Rücken und in den Beinen führen – muss es aber nicht.
Eine Spinalkanalstenose kann angeboren sein. Viel häufiger entsteht sie aber durch den normalen Alterungsprozess des Körpers (degenerative Spinalkanalstenose). Meist ist der untere Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule betroffen (lumbale Spinalkanalstenose).
Symptome
Eine Spinalkanalstenose kann sich durch Schmerzen im unteren Rücken äußern, die bis in Gesäß und Oberschenkel ziehen – manchmal auch bis in den Unterschenkel. Es kann auch sein, dass nur das Bein wehtut oder dass es sich müde und schwer anfühlt. Schmerzen, die ins Bein ausstrahlen, nennt man Ischialgien (umgangssprachlich „Ischias“).
Eine Spinalkanalstenose macht sich typischerweise bei Belastung bemerkbar, besonders beim langsamen Gehen oder Stehen. Leichtes Vorbeugen entlastet die Nerven. Deshalb lehnen sich Betroffene beim Gehen oft leicht nach vorne oder setzen sich zwischendurch, um den Oberkörper nach vorne zu beugen. Längere Strecken können sie nicht so gut zurücklegen.
Es kann auch zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Beinen oder Lähmungserscheinungen kommen. Das kann dazu führen, dass man sich etwas unsicher auf den Beinen fühlt.
Selten weisen Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen auf ein ernsthaftes Problem hin, etwa eine Nervenschädigung. Beim sogenannten Kauda-Syndrom kommt es zu Lähmungen oder einer plötzlichen Störung der Blasen- oder Darmfunktion. Dann sollte man sofort ärztlichen Rat einholen.
Ursachen
Bei den meisten Menschen entsteht eine Spinalkanalstenose durch den normalen Alterungsprozess. Denn mit zunehmendem Alter kommt es zu Abnutzungserscheinungen an Bandscheiben, Knochen und Bändern der Wirbelsäule.
Die Bandscheiben verlieren an Flüssigkeit, werden spröde und rissig, wodurch die Wirbelsäule an Stabilität verlieren kann. Manchmal versucht der Körper, dies durch Knochenbildung an den Wirbeln auszugleichen (Spondylophyten). Auch können die Bänder zwischen den Wirbelbögen im Alter dicker werden.
Wenn Bandscheiben, Verknöcherungen oder Bänder auf den Spinalkanal oder die seitlich austretenden Spinalnerven drücken, kann es zu Beschwerden kommen.
Die natürliche Krümmung der unteren Wirbelsäule kann sich durch Veränderungen an der Wirbelsäule verstärken. Dadurch kann es im Stehen zu einem Hohlkreuz oder Flachrücken kommen. Auch dies kann Schmerzen verursachen.
Häufigkeit
Bei Menschen unter 50 Jahren ist eine Spinalkanalstenose eher selten. Mit steigendem Alter wird sie häufiger: Bei etwa 20 bis 30 von 100 Menschen über 60 Jahren ist in der Magnetresonanztomografie (MRT) eine Spinalkanalstenose erkennbar. Allerdings hat davon nur jeder Fünfte deswegen auch Beschwerden.
Verlauf
Meist nehmen die Schmerzen schleichend über Jahre zu. Viele Menschen können sich gar nicht so genau erinnern, wann sie angefangen haben. Beschwerden wie Taubheit oder Kribbeln in den Beinen kommen, wenn überhaupt, oft erst nach längerer Zeit hinzu.
Manchmal lassen die Beschwerden aber auch von selbst wieder nach. In einer Studie wurden etwa 150 Menschen mit mittelstarken Beschwerden einer Spinalkanalstenose über drei Jahre begleitet. Im Verlauf zeigte sich:
- Bei etwa 30 % der Personen gingen die Beschwerden etwas zurück.
- Bei etwa 50 % blieben sie ungefähr gleich.
- Bei etwa 20 % wurden sie stärker.
Wie sich eine Spinalkanalstenose im Einzelfall entwickelt, lässt sich nicht vorhersagen.
Folgen
Die altersbedingten Veränderungen der Wirbelsäule können dazu führen, dass die Wirbel sich stärker gegeneinander verschieben. Das wird Wirbelgleiten genannt. Die Wirbel können dann ebenfalls auf Nerven und Gefäße drücken. Wirbelgleiten tritt häufig zusammen mit einer Spinalkanalstenose auf. Dann bleibt meist unklar, ob das Wirbelgleiten oder die Spinalkanalstenose die Beschwerden im unteren Rücken auslöst. Zu Beinschmerzen kommt es aber erst, wenn eine Stenose entsteht.
Diagnose
Um die Ursache der Beschwerden herauszufinden, fragt der Arzt oder die Ärztin nach der Art der Beschwerden. Zusammen mit einer körperlichen Untersuchung reicht das oft schon aus, weil die Beschwerden bei einer Spinalkanalstenose sehr typisch sind.
Eine bildgebende Untersuchung wie eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT) wird nötig, wenn die Schmerzen trotz Behandlung nicht besser werden, sehr stark sind oder wenn es zu Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen in den Beinen kommt. Dann ist es wichtig, abzuklären, ob etwas anderes als eine Spinalkanalstenose hinter den Beschwerden steckt. Eine Röntgenuntersuchung kann bei einem Verdacht auf Wirbelgleiten sinnvoll sein, weil das in einer Röntgenaufnahme in der Regel gut sichtbar ist.
Bildgebende Verfahren werden immer eingesetzt, bevor operiert wird oder Spritzen gegen die Beschwerden in den Rücken gegeben werden. Ziel ist dann, den Ort des Eingriffs genauer zu bestimmen.
Behandlung
Eine zufällig entdeckte Spinalkanalstenose, die keine Beschwerden verursacht, muss nicht behandelt werden.
Bei Beschwerden gibt es verschiedene Behandlungen, die man ausprobieren kann:
- Entlastungshaltungen, etwa das Beugen des Oberkörpers oder das Kippen des Beckens
- manuelle Therapie, bei der der betroffene Wirbelsäulenabschnitt und die Nervenwurzeln am Übergang zum Kreuzbein gezielt mobilisiert werden. Auch eine Dehnung und Mobilisierung der Gelenke im Hüft-, Becken- und Wirbelsäulenbereich sowie Rumpfübungen gehören dazu.
- Physiotherapie, bei der gezielte Übungen und Haltungen zur Entlastung der Wirbelsäule erlernt werden, die man dann selbstständig durchführen kann.
- schmerzstillende Medikamente, um Rückenschmerzen zu lindern und sich trotz Beschwerden weiter zu bewegen. Meist werden entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen empfohlen. Am besten nimmt man sie nur bei Bedarf und in der geringsten wirksamen Dosierung ein. Von den meisten anderen schmerzstillenden Medikamenten wird wegen fehlender oder unklarer Wirksamkeit und Nebenwirkungen eher abgeraten.
Generell wird empfohlen, im Alltag möglichst aktiv zu bleiben.
Besonders wenn Beschwerden länger andauern und chronisch werden, kann eine sogenannte multimodale Schmerztherapie sinnvoll sein. Hierbei wird man von Fachleuten aus verschiedenen therapeutischen Bereichen betreut, etwa aus der Medizin, Physiotherapie und Psychologie. Sie unterstützen dabei, in Bewegung zu bleiben und mit den Beschwerden umzugehen.
Nicht operative (konservative) Behandlungen stehen bei der Therapie einer Spinalkanalstenose im Vordergrund. Wenn die Beschwerden viele Monate oder Jahre andauern und trotz konservativer Behandlungen nicht besser werden, kann eine Operation infrage kommen. Vor einem solchen Eingriff hat man das Recht auf eine zweite ärztliche Meinung bei einer Spezialistin oder einem Spezialisten. Auch die Entscheidungshilfe zur Operation bei Spinalkanalstenose kann beim Abwägen der Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs helfen.
Eine Operation ist sofort nötig, wenn die Nerven so stark beeinträchtigt sind, dass Lähmungserscheinungen beispielsweise an den Beinen auftreten oder die Blase oder der Darm nicht mehr richtig funktionieren. Letzteres sind Zeichen des sogenannten Kauda-Syndroms. Das ist ein besonderer Notfall, kommt jedoch nur selten vor.
Rehabilitation
Manchmal schließt sich an eine Operation eine Rehabilitation an. Sie hat das Ziel, die Erholung zu fördern und dazu beizutragen, dass man sich nach einer Operation auch langfristig wieder möglichst gut bewegen kann. Eine Rehabilitation kann Übungen zur Kräftigung, Dehnung und für das Gleichgewicht umfassen. Die Übungen werden meist von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten angeleitet.
Fachleute geben keine allgemeine Empfehlung für oder gegen eine Rehabilitation nach einer Spinalkanalstenose-Operation. Sie machen dies eher von der individuellen beruflichen und privaten Situation abhängig.
Leben und Alltag
Die Beschwerden durch eine Spinalkanalstenose können von Tag zu Tag unterschiedlich stark sein. Wenn sie stärker sind, kann das für berufstätige Menschen zu Einschränkungen im Job führen. Auch Alltagstätigkeiten wie Putzen oder Einkaufen können schwerfallen und man braucht für viele Dinge mehr Zeit. Manchmal ist es dann gut, im Familien- oder Freundeskreis um Unterstützung zu bitten.
An Tagen mit starken Schmerzen fällt es mitunter schwer, sich wie gewohnt zum Beispiel mit anderen zu treffen oder ins Kino zu gehen. Daher kann es manchmal leichter sein, sich spontan zu melden oder kurzfristig für eine Unternehmung zu entscheiden, wenn die Beschwerden gerade schwächer sind. Die Sorge vor einer Verschlechterung kann aber belastend sein.
Ein „Wundermittel“ gegen Beschwerden einer Spinalkanalstenose gibt es nicht. Sie begleiten viele Menschen über lange Zeit. Die Herausforderung ist dann, sich damit zu arrangieren und gute Strategien für den Alltag zu entwickeln. Chronische Schmerzen können jedoch körperlich und psychisch so zu schaffen machen, dass sie manchmal sogar zu Problemen wie einer Depression führen. Dann kann auch eine Verhaltenstherapie infrage kommen, in der man lernt, die Erkrankung und ihre Folgen besser zu bewältigen.
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