Fast jeder Mensch hat ab und zu Husten. Er kann lästig sein, klingt aber meist nach einigen Wochen ab. Hält der Husten jedoch länger als acht Wochen an, gilt er als chronisch. Dann ist ein Arztbesuch sinnvoll. Wird auch nach ausführlicher Untersuchung keine Ursache gefunden, sprechen Fachleute von einem ungeklärten chronischen Husten. Das Portal gesundheitsinformation.de berichtet darüber.
Das Online-Gesundheitsportal Gesundheitsinformation.de liefert ein breites medizinisches Themenspektrum für erkrankte sowie gesunde Bürger:innen. Krankheiten und medizinische Beschwerden werden ausführlich beschrieben, zusätzlich wird über Behandlungsmöglichkeiten informiert. Das Online-Gesundheitsportal stellt seine Inhalte Südtirols Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zur Verfügung.
Andere Begriffe für ungeklärten chronischen Husten sind „idiopathischer Husten“ oder „therapierefraktärer Husten“. Das Wort „idiopatisch“ bezieht sich auf die nicht auffindbare Ursache. „Therapierefraktär“ bedeutet, dass die Behandlung einer vermuteten Ursache den Husten nicht gelindert hat.
Ungeklärter chronischer Husten ist ungefährlich, kann aber belastend sein und den Alltag einschränken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, im Alltag mit den Beschwerden besser zurechtzukommen und den Hustenreiz zu lindern – zum Beispiel, Auslöser oder ein Austrocknen der Atemwege zu vermeiden. Mögliche Therapien bei starken Beschwerden sind logopädische oder physiotherapeutische Behandlungen sowie Medikamente. Es ist allerdings unklar, ob und wie gut sie den chronischen Husten lindern können.
Symptome
Chronischer Husten ohne erklärbare Ursache ist typischerweise trocken (unproduktiv): Dann wird kein Schleim ausgehustet und der Husten hat keine Funktion – im Gegensatz zum produktiven Husten, der dafür sorgt, dass mit dem Schleim auch Keime aus der Lunge befördert werden.
Weitere mögliche Beschwerden sind:
- häufiges Räuspern
- Heiserkeit
- das Gefühl, einen Kloß oder Schleim im Hals zu haben
- Kopfschmerzen
Ursachen und Risikofaktoren
Bei einem ungeklärten chronischen Husten konnten keine körperlichen Ursachen wie etwa Erkrankungen der oberen Atemwege, Asthma oder eine Refluxkrankheit gefunden werden. Das bedeutet aber nicht, dass es sich um „eingebildeten“ Husten handelt. Fachleute vermuten als Ursache eine Überempfindlichkeit des Hustenreflexes, zum Beispiel durch einen früheren Atemwegsinfekt. Dann können schon minimale Reize den Hustenreflex auslösen, zum Beispiel
- langes Sprechen,
- Lachen,
- Temperaturveränderungen,
- trockene Luft,
- Essenskrümel oder
- Gerüche.
Der Husten kann auch ganz ohne solche Reize auftreten. Ein unproduktiver, chronischer Husten kann wiederum weiteren Hustenreiz verursachen.
Das Risiko für ungeklärten chronischen Husten ist bei Menschen erhöht, die in ihrem Beruf sehr viel sprechen oder singen.
Häufigkeit und Verlauf
Die meisten Menschen mit ungeklärtem chronischem Husten sind über 45 Jahre alt. Bei vielen Betroffenen bleibt er über mehrere Jahre bestehen. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Bei ihnen tritt diese Form des Hustens oft nach der Menopause auf, also nach der letzten Regelblutung.
Folgen
Mögliche körperliche Folgen von lang anhaltendem Husten und wiederkehrenden Hustenanfällen sind:
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
- Heiserkeit
- Schlafstörungen und Müdigkeit
- tränende Augen
- ungewollter Urinabgang und Harninkontinenz
Darüber hinaus kann ungeklärter chronischer Husten psychisch belastend sein, soziale Aktivitäten stören und die Lebensqualität einschränken. Selten können Hustenanfälle kurzzeitig zu Bewusstlosigkeit führen, wenn das Gehirn während des Anfalls nicht genug durchblutet und mit Sauerstoff versorgt wird (Hustensynkope).
Diagnose
Bei chronischem Husten sind erste Untersuchungen meist in der hausärztlichen Praxis möglich. Für spezielle Untersuchungen ist ein Besuch bei einer Fachärztin oder einem Facharzt für Lungenheilkunde (Pneumologie) oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde nötig.
Bis zur Diagnose werden verschiedene Untersuchungsschritte durchlaufen:
- Anamnese: Zunächst fragt die Ärztin oder der Arzt nach Art und Dauer der Beschwerden, auslösenden Faktoren, Erkrankungen und Allergien sowie nach der Einnahme von Medikamenten. Wer beispielsweise ACE-Hemmer (blutdrucksenkende Medikamente) nimmt, lässt diese für einige Zeit weg und beobachtet, ob die Beschwerden abnehmen.
- körperliche Untersuchungen: Besonders Herz und Lunge werden genau untersucht. Dadurch lassen sich Erkrankungen wie Asthma oder eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung feststellen oder ausschließen.
- Ausschluss weiterer Erkrankungen: Eine Probebehandlung kann weitere Erkrankungen ausschließen. Zum Beispiel wird bei Husten und typischen Refluxbeschwerden wie Sodbrennen und Aufstoßen probeweise ein Protonenpumpenhemmer gegeben. Bessern sich die Beschwerden daraufhin, ist sehr wahrscheinlich eine Refluxkrankheit die Ursache für den Husten.
- weitere Untersuchungen: Eine Computertomografie oder eine Endoskopie der Bronchien (Bronchoskopie) können sich anschließen, um seltene Erkrankungen zu diagnostizieren.
Bleibt die Ursache für den chronischen Husten nach all diesen Untersuchungen unklar, handelt es sich um ungeklärten chronischen Husten. Fachleute empfehlen dann regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der fachärztlichen Praxis.
Behandlung
Ziel der Behandlung von chronischem Husten ohne erklärbare Ursache ist es, die Beschwerden so gut wie möglich zu lindern und den Alltag zu erleichtern. Dabei ist es zum Beispiel sinnvoll, den Husten auslösende Reize wie Rauch oder kalte Luft sowie ein Austrocknen der Atemwege zu vermeiden.
Bei starken Beschwerden kommen nicht medikamentöse Behandlungen, Medikamente oder eine Kombination infrage. Eine Betreuung durch Expertinnen und Experten aus Lungenheilkunde, Logopädie, Psychologie oder Physiotherapie kann sinnvoll sein.
Zu den nicht medikamentösen Verfahren zählen logopädische oder physiotherapeutische Behandlungen. Bei einer Atem-, Sprach-, Sprech- oder Stimmtherapie kann man beispielsweise lernen,
- das Hustenverhalten anzupassen,
- die Atemwege weniger zu reizen,
- den Husten oder ständiges Räuspern zu unterdrücken oder zu unterbrechen.
Eine Ärztin oder ein Arzt kann zudem ein Medikament mit dem Wirkstoff Gabapentin oder ein niedrig dosiertes Opioid mit dem Wirkstoff Morphin verschreiben. Die Mittel sind allerdings nicht zur Behandlung von chronischem ungeklärtem Husten zugelassen und können daher nur im Off-Label-Use eingesetzt werden. Sie haben zahlreiche Nebenwirkungen und können abhängig machen. Zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt lässt sich abwägen, ob sie trotzdem infrage kommen.
Andere Medikamente wie Codein und Noscapin sind für die kurzzeitige Behandlung von Reizhusten zugelassen, jedoch für den Einsatz bei chronischem Husten noch nicht ausreichend untersucht.
Leben und Alltag
Ungeklärter chronischer Husten kann körperlich und psychisch sehr belastend sein. Manche Menschen ziehen sich zurück und meiden Aktivitäten wie Kino- oder Konzertbesuche. Sie sorgen sich, andere Menschen durch die Hustenanfälle zu stören, und empfinden die ungewollte Aufmerksamkeit als unangenehm. Den Husten ständig erklären zu müssen – etwa weil andere Menschen Angst haben, sich anzustecken –, kann zusätzlich belasten.
Zudem ist oft nicht vorhersehbar, wann Hustenanfälle auftreten, wie lange sie dauern und wie sie sich beenden lassen. So kann sich der Husten noch verstärken, wenn versucht wird, ihn zu unterdrücken, oder wenn man immerzu daran denken muss.
Wichtig ist, mit der Zeit eigene Strategien zu entwickeln, um im Alltag besser mit den Beschwerden zurechtzukommen – und sich nicht zu sehr einschränken zu lassen. Manchen Menschen hilft es beispielsweise,
- die Atemwege regelmäßig zu befeuchten, indem sie ausreichend Wasser oder Kräutertee trinken oder mit Salzwasser inhalieren,
- den Hustenreiz zu lindern, etwa mit Kaugummi, Bonbons oder Wasser,
- sich abzulenken oder den Husten zu ignorieren,
- mögliche Auslöser zu meiden, etwa indem sie in kühlen Supermärkten den Mund bedecken,
- sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Viele Betroffene sind frustriert, wenn die Ursache des Hustens nach vielen Untersuchungen und Behandlungsversuchen weiter unklar ist. Dagegen kann es helfen, zu verstehen, dass der Husten nicht eingebildet ist und wie es dazu kommt.
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