Schlägt das Herz sehr langsam, kann das viele Gründe haben. Ist eine Herzrhythmusstörung die Ursache, handelt es sich dabei häufig um einen sogenannten AV-Block (Atrioventrikular-Block). Bei dieser Erkrankung ist die elektrische Reizleitung im Herzen gestört – und zwar zwischen den Herzvorhöfen und den Herzkammern, berichtet das deutsche Portal gesundheitsinformation.de.
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Der Herzrhythmus wird normalerweise vom Sinusknoten gesteuert, der im rechten Vorhof (Atrium) sitzt. Er setzt elektrische Impulse frei, die sich über die Vorhöfe ausbreiten und den AV-Knoten erreichen. Von dort gelangen sie in die Herzkammern.
Bei einem AV-Block funktioniert die Weiterleitung dieser Impulse in die Herzkammern nicht mehr richtig. Die Erkrankung wird in drei Schweregrade unterteilt:
- Grad 1: Die Impulse werden verzögert weitergeleitet: Das Herz schlägt trotzdem rhythmisch und normal schnell.
- Grad 2: Die Weiterleitung ist zeitweise unterbrochen: Einige Impulse kommen nicht mehr in den Kammern an, das Herz setzt ab und zu einen Schlag aus.
- Grad 3: Die Weiterleitung ist komplett unterbrochen (kompletter AV-Block): Es gelangt gar kein Impuls mehr in die Kammern. Dann entstehen dort Ersatzimpulse, die in der Regel verhindern, dass das Herz stehen bleibt. Es schlägt dann nur noch sehr langsam mit weniger als 40 Schlägen pro Minute (Bradykardie). Personen mit dieser schwersten Form des AV-Blocks benötigen einen Herzschrittmacher.
Symptome
Die Beschwerden hängen vom Schweregrad des AV-Blocks ab und davon, ob das Herz durch eine andere Erkrankung zusätzlich geschädigt ist. Ansonsten gesunde Menschen mit einem leichten AV-Block (Grad 1) haben oft keine Symptome und bemerken die Störung daher gar nicht.
Ab Grad 2 sind Beschwerden wie Herzklopfen und -stolpern, Schwäche und Schwindel häufiger. Vor allem bei körperlicher Anstrengung oder psychischem Stress kann es zudem zu Luftnot, Brustschmerzen oder Ohnmachtsanfällen (sogenannten Synkopen) kommen.
Bei einem AV-Block Grad 3 schlägt das Herz nur noch sehr langsam. Dann sind solche Symptome auch in Ruhephasen möglich und setzen direkt ein, sobald die Herzrhythmusstörung auftritt. Zudem können die Unterschenkel allmählich anschwellen, weil sich Wasser im Gewebe ansammelt (Ödem). AV-Blockierungen können auch nur kurzzeitig auftreten.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein AV-Block kann viele verschiedene Ursachen haben. Eine leichte Form kommt manchmal in Ruhe bei Sportlerinnen und Sportlern sowie Jugendlichen vor – gilt dann aber nicht als krankhaft. Möglich ist ein AV-Block außerdem als Nebenwirkung bestimmter Medikamente, zum Beispiel von einigen Herzmitteln, Antidepressiva oder Krebsmedikamenten. Auch hormonelle Störungen, Autoimmunerkrankungen und Infektionskrankheiten wie die Borreliose können die Weiterleitung der elektrischen Impulse im Herzen stören.
Ein schwerer und dauerhafter AV-Block ist jedoch meist die Folge einer Herzerkrankung wie einem angeborenen Herzfehler, einer Herzmuskelentzündung oder der koronaren Herzkrankheit (KHK). Risikofaktoren für eine KHK – zum Beispiel starkes Übergewicht, Rauchen, höheres Alter, Diabetes und Bluthochdruck – erhöhen somit auch das Risiko, an einem AV-Block zu erkranken.
Häufigkeit und Verlauf
Ein AV-Block zählt zu den häufigeren Herzerkrankungen. Wie viele Menschen betroffen sind, lässt sich aber nicht genau sagen. Ältere Menschen erkranken eher an einer schweren Form, jüngere eher an einer leichten. Ein AV-Block kann dauerhaft oder nur zeitweise auftreten. Ein leichter AV-Block kann zum Beispiel vorübergehend verschwinden, sobald der Puls durch Anstrengung ansteigt. In Ruhephasen kehrt er dann vielleicht zurück. Selbst schwere AV-Blöcke können komplett wieder verschwinden, wenn zum Beispiel auslösende Medikamente abgesetzt werden. Wird der AV-Block durch eine Herzerkrankung verursacht, bleibt er jedoch oft dauerhaft bestehen.
Bei manchen Menschen wird aus einem leichten ein schwerer AV-Block. Das gilt vor allem für eine Sonderform des Schweregrades 2, „Typ Mobitz“ oder „Mobitz 2“ genannt. Dabei setzt das Herz regelmäßig aus, zum Beispiel jeden zweiten oder dritten Schlag. Beim Typ Mobitz ist das Risiko erhöht, dass sich ein kompletter AV-Block (Grad 3) entwickelt.
Folgen
Bei einem kompletten AV-Block schlägt das Herz nur noch sehr langsam. Dadurch gelangt weniger sauerstoffreiches Blut in den Körper. Dies hat zahlreiche Auswirkungen: So kann Sauerstoffmangel im Gehirn zu Ohnmachtsanfällen führen, die wiederum Stürze und Unfälle zur Folge haben können. Zu den lebensbedrohlichen Folgen eines AV-Blocks Grad 3 zählt ein Herzstillstand.
Diagnose
Manchmal fällt ein AV-Block durch „Aussetzer“ oder einen sehr langsamen Herzschlag beim Pulsmessen oder Abhören des Herzens auf. Genau feststellen lässt sich ein AV-Block mithilfe eines Elektrokardiogramms (EKG): Am Verlauf der EKG-Kurven können Ärztinnen oder Ärzte einen AV-Block und seinen Schweregrad in der Regel gut erkennen. Manchmal sind spezielle EKG-Untersuchungen nötig, etwa ein Belastungs- oder Langzeit-EKG.
Im Gespräch und durch eine körperliche Untersuchung versucht die Ärztin oder der Arzt herauszufinden, wie sehr die Herzrhythmusstörung das Leben beeinträchtigt und ob es Hinweise auf zugrunde liegende Erkrankungen gibt. Oft schließen sich weitere Untersuchungen an, zum Beispiel Bluttests, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie), eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Herzkatheter-Untersuchung.
Behandlung
Die Behandlung eines AV-Blocks hängt vor allem davon ab, ob er Beschwerden verursacht. Bei einem leichten AV-Block ist deshalb oft keine Therapie nötig. Bei einem AV-Block Typ Mobitz oder einem kompletten AV-Block (Grad 3) wird dagegen meist ein Herzschrittmacher notwendig. Medikamente wie Atropin oder Adrenalin kommen in der Regel nur im Notfall infrage.
Die Behandlung mit einem Herzschrittmacher kann kurzfristig oder – wenn sich der Grund für den AV-Block nicht beseitigen lässt – dauerhaft sein. Das Gerät sorgt für einen normalen Herzschlag, ändert aber nichts an der Ursache der Störung selbst. Steht die Entscheidung an, ob ein Herzschrittmacher eingesetzt werden soll, kann diese Entscheidungshilfe zum Ausfüllen helfen, Vor- und Nachteile abzuwägen.
Leben und Alltag
Bei einem schweren AV-Block können Beschwerden wie Luftnot oder Schwäche belasten, dazu kommt die Angst vor Ohnmachtsanfällen und lebensbedrohlichen Folgen. Aber auch die Behandlung mit einem Herzschrittmacher verändert den Alltag: Es sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig – und man muss daran denken, den Herzschrittmacher-Ausweis immer dabei zu haben. Es kann stören, dass das Gerät unter der Haut am Brustkorb erkennbar ist.
Zu Beginn haben viele Menschen mit einem Herzschrittmacher Angst, dass das Gerät durch Bewegung kaputtgehen könnte. Sie verhalten sich dann sehr vorsichtig. Solche Ängste werden manchmal von Angehörigen bestärkt. Allgemein sind Probleme im Alltag aber eher selten, und mit der Zeit gelingt es meistens, sich an den Schrittmacher zu gewöhnen. Dabei hilft, wenn der Schrittmacher feststellen kann, ob man sich körperlich anstrengt. Das Gerät gibt dann – ähnlich wie ein gesunder Sinusknoten – einen schnelleren Takt vor und ermöglicht so auch körperlich fordernde Berufe, Sportarten und Hobbies. Auch Autofahren ist in der Regel kein Problem. Flugreisen sind ebenfalls möglich; wichtig ist allerdings, bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen auf den Schrittmacher aufmerksam zu machen. Das ist manchen Menschen unangenehm.
In der Nähe elektrischer und magnetischer Geräte kann ein Herzschrittmacher gestört werden. Probleme lassen sich aber vermeiden, indem man bei elektrischen Geräten auf einen Sicherheitsabstand von 30 Zentimetern achtet. Beim mobilen Telefonieren reichen 15 bis 20 Zentimeter Abstand. Der ist bereits gegeben, wenn man das Telefon ans gegenüberliegende Ohr hält. Bei manchen Geräten wie etwa einem Induktionsherd kann ein größerer Abstand nötig sein. Bei Körperfettwaagen gibt die Gebrauchsanweisung Auskunft, ob das Modell auch für Menschen mit einem Herzschrittmacher geeignet ist. Bei manchen medizinischen Untersuchungen muss auf den Herzschrittmacher Rücksicht genommen werden. Ein typisches Beispiel ist die Magnetresonanztomografie (MRT). Es gibt mittlerweile aber viele Geräte, mit denen nach Vorbereitung auch ein MRT möglich ist.
Quellen
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