Windpocken sind sehr ansteckend. Wer noch keine Windpocken hatte und auch nicht geimpft ist, steckt sich beim Kontakt mit einem erkrankten Menschen fast immer an. Die wichtigsten Schutzmaßnahmen sind eine frühe Impfung und Vorsicht im Umgang mit Erkrankten, berichtet das deutsche Portal Gesundheitsinformation.de.
Das Online-Gesundheitsportal Gesundheitsinformation.de liefert ein breites medizinisches Themenspektrum für erkrankte sowie gesunde Bürger:innen. Krankheiten und medizinische Beschwerden werden ausführlich beschrieben, zusätzlich wird über Behandlungsmöglichkeiten informiert. Das Online-Gesundheitsportal stellt seine Inhalte Südtirols Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zur Verfügung.
Windpocken werden von Varizella-Zoster-Viren verursacht, die zu den Herpes-Viren gehören. Um das Risiko für eine Erkrankung zu verringern, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut die Schutzimpfung. Erkrankt man selbst oder jemand in der Familie, können einige Maßnahmen vor einer Ansteckung schützen.
Besonders wichtig ist es, dass Erkrankte den Kontakt mit Menschen vermeiden, die noch keine Windpocken hatten und bei denen die Infektion schwer verlaufen kann. Hierzu gehören vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Neugeborene und ungeschützte Erwachsene. In der Schwangerschaft können die Viren das Ungeborene schädigen, für Neugeborene können sie lebensbedrohlich sein. Ansonsten gilt: Eine Windpocken-Erkrankung ist zwar unangenehm, hat aber bei ansonsten gesunden Kindern nur selten ernste Folgen.
Wie lange sind Windpocken ansteckend und wie werden sie übertragen?
Wer an Windpocken erkrankt, ist schon ein bis zwei Tage ansteckend, bevor der typische Hautausschlag zu sehen ist. Meist treten dann schon Kopf- und Gliederschmerzen auf. Es besteht Ansteckungsgefahr, bis die letzten Bläschen eingetrocknet und die Krusten abgefallen sind.
Übertragen werden Windpocken über winzige Speicheltröpfchen, die Erkrankte beim Atmen und Husten, Niesen oder Sprechen über die Luft verbreiten (Tröpfcheninfektion). Durch direkten Kontakt, über Gegenstände oder Kleidung können die Viren ebenfalls übertragen werden.
Was viele nicht wissen: Mit Windpocken anstecken kann man sich auch bei Menschen, die an Gürtelrose erkrankt sind. Sie können Varizella-Zoster-Viren durch direkten Kontakt (Schmierinfektion) übertragen. Eine Tröpfcheninfektion über die Luft ist hier aber nicht möglich. Die Gürtelrose ist eine Folgeerkrankung von Windpocken, die noch Jahrzehnte nach der Infektion auftreten kann.
Was kann ich tun, wenn ich nicht geschützt bin und Kontakt mit Erkrankten hatte?
Wer noch keine Windpocken hatte und auch nicht geimpft ist, kann die Impfung nach Kontakt mit einer an Windpocken erkrankten Person innerhalb von fünf Tagen nachholen. Studien mit insgesamt 110 gesunden Kindern, deren Geschwister an Windpocken erkrankt waren, zeigten:
- ohne Impfung: Etwa 78 von 100 gesunden Geschwistern, die nach Kontakt nicht geimpft wurden, erkrankten an Windpocken.
- mit Impfung: Etwa 23 von 100 gesunden Geschwistern, die nach Kontakt geimpft wurden, erkrankten an Windpocken.
Bei den geimpften Kindern, die dennoch erkrankten, verlief die Erkrankung meist milder als bei den nicht geimpften Kindern.
Während einer Schwangerschaft kann sich eine Frau nicht gegen Windpocken impfen lassen. Eine Schwangere, die weder geimpft noch immun ist und Kontakt mit einer an Windpocken erkrankten Person hatte, sollte rasch zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Es besteht die Möglichkeit, sich innerhalb von vier Tagen nach dem Kontakt mit speziell gegen das Virus gerichteten Antikörpern behandeln zu lassen. Diese passive Immunisierung kann den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder zumindest ihren Verlauf abschwächen. Sie ist auch bei Neugeborenen möglich, deren Mutter in den Tagen um die Geburt herum an Windpocken erkrankt ist. Durch die passive Immunisierung wird versucht, das Kind vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen.
Wie lässt sich im Alltag eine Ansteckung verhindern?
Wenn ein Familienmitglied an Windpocken erkrankt ist, können einige Vorsichtsmaßnahmen helfen, das Risiko für eine Ansteckung zu verringern:
- Bei Verdacht auf Windpocken zunächst in der Arztpraxis anrufen, den Verdacht mitteilen und fragen, wie man sich in der Praxis am besten verhält. Meistens wird man in ein separates Wartezimmer geführt, um andere nicht anzustecken. Vielleicht ist auch ein Hausbesuch möglich.
- Den Kontakt von Erkrankten mit Personen, die noch keine Windpocken hatten, möglichst vermeiden. Dazu gehört, sich nicht längere Zeit gemeinsam in einem Zimmer aufzuhalten, da Windpocken auch über die Luft übertragen werden können.
- Erkrankte Kinder dürfen weder den Kindergarten noch die Schule besuchen. Während einer Windpocken-Erkrankung sollten sie auch nicht mit anderen Kindern spielen.
- Ein Aufkratzen der Bläschen möglichst vermeiden, da die Bläschenflüssigkeit ansteckend ist. Es kann hilfreich sein, Kindern die Fingernägel kurz zu schneiden und Babys und Kleinkindern Baumwoll-Fäustlinge anzuziehen.
Nicht mehr ansteckend ist man, wenn alle Bläschen verkrustet sind (normalerweise fünf bis sieben Tage nach Beginn des Ausschlags).
Wie entsteht eine Gürtelrose?
Bei der Gürtelrose (Herpes Zoster) handelt es sich um eine Viruskrankheit, die zu Nervenschmerzen und gürtelartig angeordneten Bläschengruppen auf der Haut führt. Verursacht wird die Gürtelrose durch das Reaktivieren der Windpocken. „Dieses Virus ,schläft’ sozusagen jahrelang – manchmal sogar lebenslang – in den Nervenknoten. Herpes-Zoster-Erkrankte können Windpocken nur in seltenen Fällen auf Personen übertragen, die noch nie Varizellen hatten oder nicht geimpft sind. In etwa einer/m von drei Träger:innen des Varizella-Virus wird irgendwann im Leben die Gürtelrose ausbrechen“, erläutert Dr. Giuliano Piccoliori, Wissenschaftlicher Leiter des Südtiroler Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health.
Dr. Piccoliori empfiehlt Risikogruppen eine Impfung gegen Herpes Zoster. Zu den Risikogruppen zählen Menschen, die bereits eine Windpocken-Erkrankung hatten. In den vergangenen zehn Jahren gab es in ganz Italien eine Zunahme der Herpes-Zoster-Fälle. Bei dieser Erkrankung der Haut, die auch als Gürtelrose bekannt ist, handelt es sich um eine Viruskrankheit. Charakteristisch sind kleine schmerzhafte Bläschen auf der Hautoberfläche.
Quellen
Macartney K, Heywood A, McIntyre P. Vaccines for post-exposure prophylaxis against varicella (chickenpox) in children and adults. Cochrane Database Syst Rev 2014; (6): CD001833.
Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (Epidemiologisches Bulletin 4/2022). 2022.
Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber: Varizellen (Windpocken), Herpes zoster (Gürtelrose). 2017.
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